Tuesday 12 December 2006

Playa

Es lebe der Strand! Fotos wie immer auf flcikr. Nun denn, die letzten Tage sind Caracas gewidmet... Der Abschied naht

Monday 4 December 2006

Entwarnung

wahlergebnis: chavez 61,3%, rosales 38,7%
stimmung im land: ruhig und gelassen
prognose: Chavez hasta 2030, el socialismo del siglo 21

sein und haben

Wenn man meint schon wirklich weit in der Pampa zu sein, geht es tatsaechlich noch ein Stueck weiter. Eine rotstaubige Schotterpiste fuehrt einen nach zwei Stunden Fahrt von Santa Elena (Autobusanbindung) in das Doerfchen Pauji. Eine Kolonie von Indianern und Mineros (auf der der rechten Seite der Hauptstrasse) und "Colonos", Zivilisationsfluechtigen aus Caracas und Umgebung, mit dem Begriff Hippie sicher ganz gut bezeichnet (auf der linken Seite der Hauptstrasse). Seit den 70ern ist der Ort sowas wie ein Auffangbecken fuer Menschen auf der Suche nach alternativen Lebensmodellen. Das Prinzip Pauji lautet sich treiben zu lassen ("el fluir") und bietet im wesentlichen zwei Highlights.

Zum einen die Familien, die sich dort in den letzten Jahrzenten angesiedelt haben und mehr oder weniger extrem dem Klischee der Blumenkinder entsprechen. Als Tourist verbringt man mal eine Nacht im Haus einer Familie, zieht am naechsten Tag weiter und kann dabei beobachten, was es heisst auszusteigen und ein Leben abseits vom Zivilisationsstress zu fuehren. Die Einnahmequellen der Bewohner beschraenken sich auf den Verkauf der hergestellten Produkte (Artesania, Marmeladen, etc.) an Touristen, abseits davon wird weitestgehend von der Hand in den Mund gelebt: Wasser spenden die zahlreichen Fluesse, Obst und Fruechte wachsen ja sowieso und ein Huhn legt die Eier. Wir hatten im Autobus aus Caracas zufaelligerweise Alejandro getroffen, dessen Eltern seit 30 Jahren in Pauji ihr inneres Karma ausbalanzieren. Der Vater produziert Honig, die Mutter stellt im Batikverfahren Tshirts her - thats it. Ansonsten sind alle bemueht den Fluss positiver Energie am Laufen zu halten: mi casa es su casa (Tueren gibt es nicht). Mit Abstand den haertesten Kurs zur inneren Glueckseligkeit verfolgt die Familie von Ivan. Ihr Haeuschen liegt per Fussmarsch 3h entfernt von Pauji. Vor 9 Jahren haben sich er (Ex-Tourismusunternehmer) und seine Frau (Ex-Anwaeltin) dort niedergelassen, mit mittlerweile zwei Kindern (siehe Foto). Spirituell gesehen wollen sie sich von allen unnoetigen, durch die Konsumgesellschaft aufgezwungenen Wuenschen entfernen, der Lebensstil kann als asketisch beschrieben werden. Absolute Autarkie (abseits von Olivenoel!), die Toechter werden von den Eltern selbst unterrichtet, bei Krankheiten wird mit naturmedizinischen Verfahren der Erfolg gesucht. Ivan ist zwar rational von seiner Mission ueberzeugt, emotional bricht in ihm aber ab und an noch immer die Gebundenheit an das Materielle durch; ich habe schon lange niemanden mehr so gluecklich vor einem Teller (von uns mitgebrachter) Pasta sitzen gesehen. Das ist wie gesagt ein Extrem, auch die Laissez-Faire Hippies sind vetreten, die es sich in der Abgeschiedenheit gut gehen lassen wollen.

Neben den Leuten ist natuerlich die spektakulaere Natur in der Gran Sabana ein Reisegrund. Im Umkreis von 3/4h Fussmarsch um das Dorf herum sind etliche Highlights zu sehen: El Abismo bietet einen nicht enden wollenden Blick auf den Urwald, das Gebruell der Affen in der Nacht und einen Sternenhimmel, der durch kein kuenstliches Licht gestoert wird. El Altar ist ein Mini-Tepui, von dem aus alle Tafelberge der Sabana sichtbar sind. Die Wassefaelle und kleinen Posos (natuerliche Pools) der Fluesse mit ihrem rot-gefaerbtem Wasser... aber seht selbst, auf flickr ist ein groesseres Fotoupdate zu finden.

Kurz vor der Rueckreise nach Caracas sind wir noch nach Brasilien gefahren (20min entfernt von der Busstation in Santa Elena). Die Grenzregion (La linea) ist weitestgehend haesslich, bietet aber ein unschlagbares Feature: unfassbar guenstiges Essen. Ricardo und ich haben fuer 8 Euro inkl. Getraenke gefuehlte zwei Huehner, ein Rind und ein halbes Schwein gegessen. Auch interessant ist die Selbstvermarktungsstrategie von Brasilien als Land von Sonne, Musik und Froehlichkeit: am Grenzuebergang bekommt jeder erstmal drei Kondome in die Hand gedrueckt. Gut gesaettigt ging es dann auf die Rueckreise, auf der uns im Autobus eine neunstuendige Filmvorfuehrung beschert wurde: Shadow Man (steven seagal, was soll man mehr sagen?), Troya, Gladiator, King Arthur - ohne Unterbrechung und mit nicht kontrollierbarer Beschallung ueber die Lautsprecher an Bord. Suesse Traeume.

Saturday 2 December 2006

Zivilisation

Ah, gerade nach einer 24 stuendigen Reise wieder in Caracas eingetroffen. Die Gran Sabane ist einfach einzigartig! Naechste Woche ein ausfuehrlicher Bericht ueber Berge, Mineros und Flower Power...

Friday 24 November 2006

Jungle fever

Ich starte heute zu einer Tour nach Pauji (Hippieenklave an der Grenze zu Brasilien).... in 10 Tagen dann das naechste Update!

Thursday 23 November 2006

Wahlkampfnotizen

In Venezuela stehen die Praesidentschaftswahlen vor der Tuer (am 3.12.). Die Rhetorik des Regierungsteams um Chavez gleicht dabei immer mehr den kubanischen Revolutionsparolen (inklusive dem Slogan "patria o muerte"). Die Diktion des Praesidenten ist klar: Eine Stimme fuer ihn ist eine Stimme gegen den Teufel und gegen das Imperium. Auch die Schlussfolgerung ex negativo, dass eine Stimme fuer den Gegenkandidaten Rosales eine Stimme fuer den Teufel und fuer das Imperium (was auch immer das sei) ist, wird plakatiert. Chavez spricht davon, dass nach einigen Jahren der Initialisierung des revolutionaeren Prozesses nach den Wahlen ein 20jaehriger Transformationsprozess beginnen wird. Die Verfassung muesste natuerlich noch entsprechend angepasst werden, damit er als Revolutionsfuehrer das Projekt "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" auch weiter leiten koennte und sich nicht staendig durch Wahlen oder aehnlichen Quatsch aufhalten lassen muss. Wahlen sind ja eigentlich auch gar nicht noetig, denn Chavez ist das Volk (sic!) und somit regiert das Volk ja sowieso. Die Wirklichkeit im Lande ist abseits der Parolen wesentlicher trister. Diese Woche bestaetigte eine neue Untersuchung der UN, dass in Venezuela beinahe 3 Millonen Menschen von weniger als 1$ pro Tag leben, weitere 7 Millionen von weniger als 2$. In einem Land mit 26 Millionen Einwohnern ist also beinahe die Haelfte unter der von der UN definierten Armutsgrenze. Fuer die wirklich Armen in Venezuela hat sich in den letzten Jahren so gut wie nichts geaendert.
Der Gegenkandidat Rosales hat es in den letzten Wochen tatsaechlich geschafft, die zerstrittene und schwache Opposition zu einen und gewinnt auf den letzten Metern kraeftig an Sympathie. Auf Seiten der Regierung verschaerft sich daher der Ton. In einem der staatlichen TV-Sender kann man studieren, was Propaganda heisst. In Diskussionsrunden wird eroertert wieso Chavez eigentlich so toll ist und per Videobeweis der Gegenkandidat der Luege ueberfuehrt. Die Werbepausen bestehen aus Werbespots fuer die Regierung und Warnungen vor dem Wegfall aller Sozialleistungen, falls die Opposition gewinnen sollte. Aufgelockert wird das Ganze dadurch, dass an den Wahlkampfstaenden nicht Infomaterial verteilt wird sondern singend und tanzend die Weisheit des Praesidenten gepriesen wird.
Seit dieser Woche sind die Wahlbeobachter der EU und der Jimmy Carter Stiftung im Land, um die Rechtmaessigkeit der Wahlen und des Auszaehlungsprozesses zu ueberwachen. Das Ergebnis am 3. Dezember wird wohl recht knapp ausfallen, es bleibt nur zu hoffen, dass beide Seiten das Resultat, wie im Wahlkampf versprochen, akzeptieren werden.... a ver

Monday 20 November 2006

Sonne und Verkehr


Das Wochenende stand im Zeichen von Sonne, Strand und Meer. Mit Ricardo, Alan, Miguel und Gabi (ist tatsaechlich ein sehr populaerer Name hier) gings nach Higuerote ca. 1,5h entfernt von Caracas, mit dem ueblichen Stau wurden es dann eher 3. In der Stadt hat sich diesbezueglich eigentlich nichts geaendert: Die Loecher in den Stassen sind ein bisschen groesser geworden, aber Hitze, Laerm und der wirklich wahnwitzige Verkehr sind wie frueher. An Caracas kann man recht gut beobachten, was passiert, wenn keine Verkehrsregeln mehr gelten und jede auch noch so schrottige Kiste rumfahren darf. Rote Ampeln werden hier prinzipiell ignoriert, auch wenn ein Polizeiauto daneben steht. An Kreuzungen fuehrt das dazu, dass im Endeffekt keiner mehr fahren kann (klassisches Deadlock!). Dieser Situation wird dann mit kollektivem Hupen begegnet. Die Masse an alten Autos ist ausserdem dafuer verantwortlich, dass an den unmoeglichsten Stellen eine Spur ausfaellt, weil zum Beispiel einem 30 jahre alten Chevrolet gerade mal wieder der Motor abgeraucht ist. An die stoische Geduld mit der die Leute das hier ertragen muss man sich erst wieder gewoehnen: Die Fahrt zum Kino (inkl. Pickup-Service fuer einen Kumpel) dauert hier 90 Minuten!!! Soviel zum Verkehr. Bilder zum Strand gibts auf flickr (jetzt ist der Zugang zu den Bildern auch auf Public gestellt).